1914 brachte den Krieg und ich rückte 1915 freiwillig als Soldat zum Train-Ersatzbattalion in Darmstadt ein. Nach der Grundausbildung wurde ich im Rahmen des Militärbauamtes in Belgien eingesetzt. Die kaiserliche Fortifikation (Befestigungswerk) Namur erkannte meine Fähigkeiten und so sollte ich mich an dem von ihr herausgegebenen Werk "Namur vor und im Weltkrieg" beteiligen. Dies tat ich auch. Ich fertigte Zeichnungen und Skizzen der Fortifikation an, zeichnete Geländeskizzen, Bodenprofile, erfasste Gebäude der Innenstadt und Landschaften.
Aus der Zeit zwischen 1915 bis 1918 gibt es eine Fülle an historischen Dokumenten, dies umfasst Postkarten, Bilder und vor allem Aufzeichnungen, die Joseph Stoll für das Werk "Namur - vor und im Weltkrieg" anfertigte.
In diesem Zusammenhang ist auch die Ausstellung der Universität Namur im Jahre 2010 zu nennen, bei der das Leben in Namur während des Ersten Weltkrieges dargestellt und dokumentiert wurde, dies auch mit Ausstellungsstücken aus dem Nachlass von Joseph Stoll.
Namur 1915-1918
Postkarten und Fotos aus Namur
Manche der über 80 verbliebenen Postkarten enthalten interessante Darstellungen zum Alltagsleben, manche sind reizvoll, da sie sehr persönliche Hinweise enthalten. So zeigen zum Beispiel zwei Postkarten das Wohnhaus, in dem Joseph Stoll während seiner Zeit in Namur untergebracht war, bzw. sein Stammkaffee, in dem er immer seinen Kaffee zu sich nahm. Bei der Bearbeitung der Unterlagen durch das Historische Institut in Brüssel stellte sich heraus, dass eine Mitarbeiterin mit der Familie, die damals Joseph Stoll beherbergte, verwandt ist.
05.10.1915: Es geht sehr gut – schicket nichts – hier kann man alles haben und ich habe schon zuviel Gepäck. Ich muß von dem was ich habe viel wegwerfen, da es zuviel und überflüssig ist. Wahrscheinlich kommen wir etwas weiter, ich freue mich schon darauf. […] Dein Joseph
03.11.1915: Liebe Mama! Meinen letzten Brief wirst Du erhalten haben. Er ist im Ärger geschrieben, aber die Sache ist nicht so schlimm. Schicke mir jetzt die richtige Hose nach, aber nichts mehr, da ich soviel habe als ich brauche. Ich lasse alles hier waschen sehr billig. Strümpfe 8 ? Hemd 10 ? etc. also nichts mehr schicken, als ich ausdrücklich verlange. […] Hier kauft man alles viel viel billiger. Ich will hier Wolle kaufen, die ist 3-4 mal billiger als in Deutschland. […] Grüße Dein Joseph
25.12.1915: Seit etwa drei Tagen bin ich bei der kaiserlichen Fortifikation. Ich habe da selbst die Pläne für die Befestigung zu bearbeiten. Es ist sehr interessant und noch schöner als am Gouvernementsgericht, da ich Zeichner von Beruf bin, hat der Major vom Gouvernement gesagt, könnte ich an der Fortifikation meine Kenntnisse besser anwenden, als am Gericht. Ich sitze mit meinem Leutnant zusammen auf dem Büro. Es ist sehr schön und der Ltn. ist ein sehr liebenswürdiger Herr, auch ein studierter Mann. Ich wohne auf der Hauptstraße von Namur bei einem Kaufmann, der gut deutsch spricht und sehr nett zu mir ist. Du siehst es geht alles sehr gut. Gestern abend war Bescherabend […]
Familie Jaumouton - Bei diesem Kaufmann wohnte Joseph Stoll
Joseph Stoll in seiner Schreibstube in Namur / Festung
Bilder und Dokumente 1915 - 1918
Werke / Historische Texte
Dokumente - Namur vor und im Weltkrieg
Unter die vielen Dokumente und Bilder, die Joseph Stoll im Rahmen seiner Tätigkeit für den Bauposten der Festung Namur schuf, fällt auch eine Postkarte, die er gestaltete, in Umlauf brachte und über die es noch einige Hinweise und Dokumente gibt. Die Szenerie ist auch auf einigen der unten abgebildeten Bildern zu sehen und das Geld, welches als Tantiemen ihm zugestanden hätte, spendete er an die "Kasse der Hinterbliebenen". Mehr anzeigen.
Bilder - Personen
Bilder - Friedhöfe / Ehrenmale
Mellet
Bilder - Stadtansichten Namur
Zeichnungen von Joseph Stoll - Technisch
Zeichnungen von Joseph Stoll - Stadt Namur
Bilder - generell
Namur 2010
Ausstellung in Namur Oktober 2010
Namur a l'heure allemande 1914 - 1918 Im Oktober 2010 fand in Namur eine Ausstellung der dortigen Universität statt, die sich mit dem Leben in Belgien während des Ersten Weltkrieges beschäftigte. Im Fokus war das Alltagsleben und vor allem die belgische Sichtweise. Durch diese Homepage wurden belgische Historiker auf die noch vorhandenen Dokumente aus dem Besitz Joseph Stolls aufmerksam und haben die Sichtweise deutscher Soldaten mit in die Ausstellung integriert. Etliche der hier gezeigten Dokumente wurden auch in Namur ausgestellt. Im Rahmen der Ausstellungen (Bibliothek der Universität Namur, Stadtgebiet) wurde auch das gleichnamige Buch herausgegeben. Der Titel ist doppeldeutig. Zum einen bezieht er sich auf die Belagerung durch die Deutschen, zum anderen wurde in den besetzten Gebieten die deutsche Zeit (Uhrzeit Berlin) flächendeckend eingeführt. In diesem Werk sind eine Vielzahl von Dokumenten aus Joseph Stolls Nachlass zu finden und auch die Beschreibungen des Lebens in Namur lassen einen Einblick in die Zeit vor 100 Jahren zu. Das Buch ist nur in französischer Sprache erhältlich.
In einem weiteren Buch "La petite Belgique dans la Grande Guerre: une icône, des images" wird ebenfalls auf Joseph Stolls Nachlass Bezug genommen. Hier stehen die von ihm geschickten und teilweise selbst gestalteten Postkarten im Fokus.
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Eindrücke von der Ausstellung
Gruppenbild der Verantwortlichen für die Ausstellung NAMUR À L’HEURE ALLEMANDE : 1914 – 1918 in der Universitätsbibliothek Namur 09.09.2010 |
Ausschnitt Bereich Joseph Stoll in der Ausstellung NAMUR À L’HEURE ALLEMANDE : 1914 – 1918 in der Universitätsbibliothek Namur 09.09.2010 |