Die Geschichte des Bensheimer Karnevals
Als im Jahre 1838 in Mainz der Mainzer Carnevalsverein gegründet wurde, blieb dies für Bensheim nicht ohne Folgen. So kann ein Maskenball im Jahre 1854 – initiiert durch den Männergesangsverein von 1846 – als erste karnevalistische Veranstaltung Bensheims betrachtet werden. Erst im Jahre 1905 wurde ein eigener Verein, nämlich die „Erste Bensheimer Carnevalsgesellschaft“ von Adolf Preiß gegründet, der allerdings schon bald wieder durch die Kriegswirren und die damit verbundenen wirtschaftlichen Probleme verschwand.
Es sollte wieder ein Musikverein sein, der maßgeblich bei der Entstehung und Gestaltung eines koordinierten Karnevalsgeschehens beteiligt war, nämlich der Mandolinen- und Zitherverein „Cheruskia“ von 1924. Dieser Verein begann ab 1935 erste größere Karnevalssitzungen im größeren Stil zu organisieren. Die Sitzung des Jahres 1937 war die Geburtsstunde des organisierten Karnevals in Bensheim. Am 31.01.1937 wurde im Großen Saal des „Deutschen Hauses“ ab 20:11 Uhr dem Narrentum freien Lauf gelassen und auch Joseph Stoll trat auf und verkündete „Negschd Joahr bin isch aa debei“. Allerdings fielen diese Worte nicht bei der Sitzung der „Cheruskia“ sondern bei der im Kleinen Saal des „Deutschen Hauses“ stattfindenden Karnevalssitzung der Heimatvereinigung „Oald Bensem“. Lange Gesichter zogen die närrischen Cherusker am darauffolgenden Tag, als das Bergsträßer Anzeigeblatt die Veranstaltung Oald Bensems mit der Artikelüberschrift „Der Auftakt ist gelungen“ beschrieb.
Am 06.02.1937 wurde im Hause des 1. Vorsitzenden der „Cheruskia“ die Bensheimer Karnevalsgesellschaft gegründet und dieses Ereignis am 13.02.1937 einem breiten Publikum mitgeteilt. Die „Cheruskia“ stellen nun die Hauskapelle des neugeründeten Vereines dar.
In der Liste der Gründungsmitglieder findet man auch den Namen Joseph Stoll, der innerhalb kürzester Zeit – bereits 1938 – den Titel Zugmarschall erhielt und maßgeblich an der Durchführung des Rosenmontagszuges beteiligt war.
In karnevalistischen Kreisen war er als „Diogenes vun Bensem“ bekannt und gestaltete bis zu seinem Tod 1956 den Bensheimer Karneval mit. Dies wird unter anderem am BKG-Heft „Karneval 1951“ deutlich, in dem die meisten Beiträge von Joseph Stoll stammen.
Zudem sind vor allem Zeitungsartikel aus den 50er Jahren erhalten geblieben, in denen er als Ehrenvorsitzender erwähnt wird, meist mit dem Hinweis, dass er bei der Kooperation mit den Heppenheimer Karnevalisten maßgeblich mitgearbeitet hatte.
Quelle: BKG (1954): 100 Jahre Bensheimer Narrentum, Seite 11 und 13.
Bild: BKG (1951): Karneval 1951, Seite 3.