Joseph Stoll - Vereinsleben

Die Herrengesellschaft "Bondelzwarts" in Bensheim Auerbach bei der Einweihung ihres Sommersitzes "Bondelzwartsruh" 1906
Mein Leben wurde schon früh von der Erkenntnis begleitet, dass Gemeinschaft im geselligen Rahmen eine Menge Freude bringt und so begann ich früh mich Vereinigungen anzuschließen bzw. zu gründen.
1904 gründete ich mit ein paar Freunden die "Bondelzwarts", eine Interessengemeinschaft (böse Zungen sprechen auch von einem Stammtisch) für afrikanische Kultur, Bräuche, Traditionen. Eine Idee, die der damaligen Euphorie für die neuen Kolonien in Afrika entsprang. Wir hatten ein Clubhaus "Kraal" in Auerbach, welches komplett im afrikanischen bzw. kolonialem Stil eingerichtet war, und ebenfalls den Namen des Hottentottenstamm trug: "Bondelzwarts-Ruh".

Joseph Stoll vor dem Winzerdorf, vermutlich 1934
Mein Interesse an den Menschen, den Bräuchen und geschichtlichen Gegebenheiten, konnte durch meine Mitgliedschaft in vielzähligen Clubs gestillt werden. Angefangen beim Odenwaldclub, bei dem ich auch mal Vorsitzender war, der Bensheimer Karnevalsgesellschaft, dem Bensheimer Gewerbeverein, dessen 1. Vorsitzender ich von 1928 - 1933 war und mit dem ich, zusammen mit anderen, die Bensheimer Werbewoche einführte. Den meisten bin ich jedoch dadurch bekannt, dass ich das Bensheimer Winzerfest als 1. Vorsitzender des Kur- und Verkehrsvereins mit eingeführt und maßgeblich ausgebaut habe, welches zu einer Stärkung des Tourismus in Bensheim beitragen sollte. 1930 gründete ich die Heimatvereinigung "Oald Bensem", die im Jahre 1931 durch die Aufstellung einer Trachten- und Biedermeiergruppe sowie der Bürgerwehr ergänzt wurde. Diese Gruppen ließen sich auch außerhalb Bensheim sehr gut einsetzen, um auf Bensheim bei auswärtigen Veranstaltungen, sei es Winzerfeste, Stadtjubiläen etc., aufmerksam zu machen. Bensheim entwickelte sich so zu einer festen Größe im süddeutschen Raum.
Die Aufgabe, die ich für die Heimatvereinigung vorsah, war die Liebe für die Heimat zu wecken, junge Menschen in wirtschaftlich harten Zeiten von der Straße zu holen und ihnen Aufgaben und Gemeinschaft zu geben, die Bensheimer Mundart, Sitten und Gebräuche zu pflegen und Spaß zu haben. 1922 wurde ich zudem als Fachlehrer an der Fortbildungs- und Berufsschule in Bensheim angestellt. 1934 wurde ich Rektor dieser Schule und ehrenamtlicher Leiter der kurz vor dem 2. Weltkrieg aufgelösten Gewerbe- und Malerschule.