Fraa vun Bensem - An der Stadtmühle - Joseph-Stoll-Platz

Nachdem sich die Sage der „Fraa vun Bensem“ eingebürgert hatte und es von Joseph Stoll auch Gedichte über sie gab, sorgte Joseph Stoll als 1. Vorsitzender des Verkehrsvereins und 2. Beigeordneter der Stadt Bensheim für die Errichtung der Parkanlage mit dem Brunnen der „Fraa vun Bensem“. Diese Anlage wurde an der Stelle der um 1910 abgebrochenen Stadtmühle angelegt und am 30. Mai 1935 eingeweiht. Der Schöpfer der legendären Figur auf dem Brunnen war der Bildhauer Tilmann Zobel aus Auerbach. Am Brunnenstock sind vier wasserspeiende Landsknechtsmasken angebracht die die Zeit des 30jährigen Krieges nochmals unterstreichen. Aus dieser Konstellation heraus wurde die „Fraa vun Bensem“ zu einer Symbolfigur und Wahrzeichen der Stadt Bensheim die, aus Tradition, beim Winzerfestumzug teilnimmt. Bei vielen offiziellen Anlässen und Empfängen ist sie anwesend (sie wird heute von Doris Walter von der Heimatvereinigung „Oald Bensem“ dargestellt) Am 5. Oktober 1957 wurde dieser Platz mit dem Brunnen, zu Ehren des Heimatdichters Stoll zum sog. „Joseph -Stoll - Platz“ umbenannt.


Sage der Fraa vun Bensem 

Im Dreißigjährigen Krieg zogen fremde Kriegsvölker im Lande umher, eroberten und plünderten die Städte und töteten die Einwohner. Bensheim war von einer hohen Mauer mit starken Toren und wehrhaften Türmen umgeben. Da kamen im Jahre 1644 die Schweden und Franzosen und belagerten die Stadt. Trotz standhafter Abwehr der Bürger gelang es den Feinden in die Stadt einzudringen. Auf dem Marktplatz richteten sie ein furchtbares Blutbad an. Das Blut der Bürger soll damals wie ein Bach den Marktplatz herunter geflossen sein. Gerade 14 Tage hatten sich die Schweden und Franzosen in Bensheim einquartiert, da kamen die Bayern. Das waren ihre Gegner. Diese belagerten die Stadt und beschossen sie vom Griesel aus. Nachdem sie die Vorstadt erobert hatten, standen sie vor der unbezwinglichen Doppelmauer, welche die Altstadt von der Vorstadt trennte. Vergeblich versuchten sie, dieses Hindernis zu bezwingen. In der Vorstadt wohnte eine alte Frau. Viele ihrer Freunde und Bekannten waren vor 14 Tagen durch die Schweden und Franzosen ums Leben gekommen. Deshalb haßte sie die Eroberer und erbot sich, den Bayern hintenherum einen geheimen, unterirdischen Gang, der in die Altstadt führte, zu zeigen. Um Mitternacht erschien sie mit einer Laterne. Sie führte die Bayern an die Stelle, wo der Mühlgraben, dessen Wasser das Mühlrad der Stadtmühle trieb, unter der Stadtmauer hindurchgeht. Die Bayern krochen hinein, drangen bis zur Stadtmitte vor und hieben die ganze schwedische Besatzung nieder. Seit dieser Zeit geht im Volke das Sprichwort: „Hinnerum, hinnerum, wie die Fraa vun Bensem.“ Soweit die Sage.


Geschichtlicher Hintergrund der Sage 

1634 nach der, für die protestantische Union, so verhängnisvollen Schlacht bei Nürtlingen (06. Sep. 1634) und dem darauf folgenden Zusammenbruch der schwedischen Armee, verlor die Kurpfalz und damit auch Bensheim den protestantischen, schwedischen Schutz. Bensheim kam zu seinem früheren Besitzer, dem Erzbistum Mainz, zurück und wurde nun wieder Katholisch. Ein Jahr später 1635 wurde es abwechselnd von Schweden, Truppen der katholischen Liga, Franzosen oder Spaniern besetzt. Die Stadt war abwechselnd katholisch oder wurde wieder protestantisch, je nach Besatzung. So wechselte sich die Lage Bensheims ständig. Im November des Jahres 1644 waren wieder einmal protestantische, schwedische Truppen, verstärkt durch Franzosen und deutschen Truppen, unter dem Generalmajor Rosa in Bensheim. Am 4. Dezember 1644 begann die Belagerung der Stadt durch Truppen der katholischen Liga. Diese Bayerischen Truppen wurden befehligt von den Generälen von Mercy und von Werth. Bensheim wurde mit 4 Kanonen vom Griesel aus beschossen. Die Bayerischen Truppen konnten zunächst die Vorstadt und später die Altstadt einnehmen. Die üble Nachrede „hinne her“ soll übrigens im Jahre 1568 entstanden sein. Der Heppenheimer Schmied Engelhard hatte die Bensheimer in angeheitertem Zustand damit aufgezogen, daß sie „hinden hernach“ d.h. immer zu spät kämen. Der Bensheimer Rat zog ihn deshalb zur Verantwortung, und er mußte froh sein, mit feierlicher Abbitte und Widerruf davon zu kommen.
 Aus: Rund um den Kirchberg von Richard Matthes


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